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„Die Mauer. Eine Grenze durch Deutschland“

Landtag

Ansprache des Kuratoriumsvorsitzenden der HLZ, Reinhard Kahl, zur Ausstellungseinführung am 16.08.2011


Im Anschluss an die Reden folgte ein gemeinsamer Rundgang durch die Ausstellung der Bundesstiftung Aufarbeitung: v.l.n.r. Reinhard Kahl, Mitglied des Hessischen Landtags und Vorsitzender des Kuratoriums der Landeszentrale für politische Bildung, Staatsminister Axel Wintermeyer, Präsident des Hessischen Landtags, Norbert Kartmann (Foto: H. Heibel)

Sehr geehrte Damen und Herren,
wir gedenken heute in vielfältiger Art dem 50. Jahrestag des Mauerbaus am 13. August 1961 – in Wort und Bild, in Originalausschnitten und nicht zuletzt auch mit dieser Ausstellung. Wir erinnern uns an eines der wichtigsten und leider sehr prägenden Ereignisse der deutschen Nachkriegsgeschichte. – die Vorredner haben es zum Ausdruck gebracht.

Die Berliner Mauer war das Symbol der Teilung Deutschlands, des unerbittlichen Grenzregimes der DDR und seiner Opfer, der Konfrontation des kommunistischen Machtsystems gegen das freie Europa und seine Werte.
Willy Brandt hat es – auch an einem Gedenktag des 13. August – in einer Rede in Berlin 1964 deutlich zum Ausdruck gebracht: „Die Mauer steht gegen den Strom der Geschichte. Sie steht gegen das Gebot der Menschlichkeit. Gegen das in der Charta der Vereinten Nationen verbriefte Recht auf Selbstbestimmung. Gegen die Sicherung des Friedens.“ Als Regierender Bürgermeister Berlins in dieser Zeit stand er mit unbändigem und doch hilflosem Zorn vor diesem Willkürakt des DDR-Regimes.

Wir können heute glücklich sagen: Die Mauer und Grenze sind Geschichte, die Teilung Deutschlands und Europas ist überwunden, auch wenn wir am sozialen Zusammenwachsen unseres Landes sicher weiter arbeiten müssen und auch so manche Hinterlassenschaft der DDR weiter aufgearbeitet werden muss.

Trotzdem ist es wichtig, sich zu erinnern und sich vor Augen zu führen, welche Opfer diese Grenze gekostet, wie unmenschlich das System in der DDR gegen seine eigenen Bürger agiert hat.

Den Wert von Freiheit und Demokratie können sicher die am meisten ermessen, die um Unterdrückung, Ausgrenzung und Verfolgung wissen. Wir sind es den Opfern des Mauerbaus und des Grenzregimes schuldig, an ihr Schicksal zu erinnern. Und wir sind gegenüber der jetzigen und kommenden Generationen in der Verantwortung, dass sich so etwas nie wiederholt.

Dies ist auch Kern der Bildungsarbeit der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung.

Als Kuratoriumsvorsitzender der HLZ wie auch als Mitglied des Hessischen Landtags unterstreiche ich mit Nachdruck diesen Auftrag zur Erinnerung und Verantwortung für unsere demokratischen Werte und Ordnung. Deshalb führe ich heute gerne in die Ausstellung „Die Mauer. Eine Grenze durch Deutschland“ ein, die die Hessische Landeszentrale für politische Bildung und der Hessische Landtag in den kommenden Tagen hier zeigen werden.

Die HLZ hat diese schon erfolgreich auf dem Hessentag 2011 präsentiert, mit einem Begleitprogramm aus Zeitzeugengesprächen, Diskussionen und einem Konzert von Stephan Krawczyk, und damit insbesondere viele Schülerinnen und Schüler an der Feldbergschule in Oberursel erreicht.

Ich danke der Landeszentrale und der Stiftung Aufarbeitung für ihr Engagement, in dem sie durch vielfältige Fach- und Zeitzeugenveranstaltungen an dieses schwierige Kapitel unserer Nachkriegsgeschichte erinnern.

Ich halte es für unverzichtbar, in der Vermittlung insbesondere auch mit den Zeitzeugen und Betroffenen die unmenschliche Seite der Teilung aufzuzeigen, um die Geschichte für junge Menschen greifbar und authentisch zu erzählen und ihre Empathie und Verständnis für den Wert der Freiheit zu stärken. Es kann uns alle als Parlamentarier im Landtag sehr zufrieden stellen, dass wir mit der Unterstützung der politischen Bildung gerade auch dieses Engagement der HLZ stärken.

Die Ausstellung, die wir heute eröffnen wollen, ist dabei ein herausragendes Beispiel. Sie wurde von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gemeinsam mit anderen Kooperationspartnern konzipiert und mit den Autoren Sven Felix Kellerhoff und Ralf Georg Reuth als ausgewiesene Historiker und Journalisten anschaulich umgesetzt.

Die 20 Plakatständer der Ausstellung erzählen nicht nur in gekonnter Weise die Geschichte der Teilung vom Vier-Mächte-Abkommen bis zur friedlichen Revolution und Grenzöffnung, sie erinnern nicht nur an die Berlin-Blockade, den 17. Juni und den Mauerbau, an das Grenzregime, die Fluchtversuche und den Maueralltag.

Es sind gerade die beeindruckenden und manchmal sehr anrührenden Fotos, die menschlichen Begegnungen über den Stacheldraht hinweg, die Verzweiflung der getrennten Familien und das Leid und Sterben der Grenzopfer, die uns die Geschichte nicht nur in Fakten, sondern auch in seiner menschlichen, emotionalen Di-mension näher bringt.

Dabei ist es den Autoren gelungen, nicht nur Fotos zu verwenden, die uns allen aus unserem eigenen Erleben oder im Ge-schichtsunterricht als kollektive Erinnerungsbilder eingebrannt sind. Auch bislang zum Teil seit Jahrzehnten nicht oder nur einmal veröffentlichtes Archivmaterial konnte wieder zugänglich, digital aufbereitet und neu präsentiert werden.

Sie werden bei Ihrem Rundgang sehen, dass es viele kleine und große Momente der Geschichte gibt, die Sie als politische und historisch interessierte Menschen sicher genauso berühren und zum Nachdenken bringen werden, wie mich.
Ich lade Sie herzlich ein, sich mit dieser Ausstellung in prägnanten, informativen Texten und eindrucksvollen Bildern durch wichtige Episoden der deutschen und europäischen Nachkriegsgeschichte führen zu lassen. Denn daran will ich abschließend noch einmal erinnern:
Es geht bei diesem Gedenken heute nicht nur um die Berliner Mauer, um eine geteilte Stadt. Es geht auch um die Grenze, die unser ganzes Land zerteilt hat, insbesondere auch unser Bundesland Hessen und unser Nachbarland Thüringen.

Wir haben ja gerade im letzten Jahr auch noch einmal an die Zusammenarbeit unserer beiden Bundesländer erinnern können, als Frau Landtagspräsidentin Dietzel zu uns im Landtag gesprochen hat.

Es geht bei dieser Ausstellung auch um den Kalten Krieg, um die Konfrontation von zwei Herrschaftssystemen: der freiheitlichen Demokratie einerseits und dem kommunistischen Machtsystem andererseits, um die Teilung Europas und Deutschlands, die wir glücklich überwunden haben. Die Ausstellung spannt diesen ganzen Bogen bis hin zur Grenzöffnung und Wiedervereinigung, die Willy Brandt am 10. November 1989 in Berlin mit dem berühmten Worten zusammengefasst hat: „Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört. Jetzt erleben wir, und ich bin dem Herrgott dankbar dafür, dass ich dies miterleben darf: die Teile Europas wachsen zusammen.“

Dies ist eine der zentralen Botschaften der beiden einschneidenden Daten für unser Land, des 13. August 1961 und des 09. Novembers 1989. Es ist ein Glück, in einem zusammenwachsenden Europa ohne Grenzen. Auch dieses gemeinsame Europa steht immer wieder vor neuen großen Herausforderungen, wenn wir an die Finanzkrise, die ungleichen Lebensbedingun-gen in den verschiedenen Regionen und die sozialen Probleme denken oder an die Flüchtlingsströme der heutigen Tage, die beispielsweise aus Nordafrika zu uns kommen.

Abschließend will ich allen danken, die an der Organisation dieser Ausstellung beteiligt waren, und lade Sie nun ein, mit uns zusammen durch die Ausstellung zu gehen.